Supranukleäre Augenbewegungsstörung |
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Das dritte Beispiel beschreibt eine rechtsseitige Blicklähmung. Die Schädigung soll kortikal an der Großhirnrinde oberhalb der Augenmuskelkerne liegen. Häufig sind Schlaganfälle Ursache für Blicklähmungen. Durch lokale Minderdurchblutung einer Großhirnhemisphäre, linksseitig bei Blicklähmung nach rechts, werden die Blickwendungsimpulse auf die Gegenseite (in dieser Simulation nach rechts) gelähmt.
Simulation der Pathologie
Im Gegensatz zur peripheren Nervenschädigung ist bei der supranukleären Augenbewegungsstörung der zentrale Nervenimpuls auf beide Augen gestört. Die Simulation einer supranukleären Augenbewegungsstörung muss man daher mit Hilfe der Funktion Innervationsverteilung von beiden Augen in SEE++ durchführen.
Als erster Schritt der Simulation wird ein neuer Patient angelegt. Dazu dient der Menüpunkt "Patient" - "Neuer Patient", welcher folgenden Dialog anzeigt:
In diesem Dialog können Daten über den Patienten eingegeben werden. Nach dem Klicken auf den "OK" Button ist der neue Patient angelegt und es kann mit der Simulation begonnen werden.
Da eine Rechtsblicklähmung simuliert werden soll, muss die Innervation für den m. rectus lateralis des rechten Auges um 40 % reduziert werden und gleichzeitig die Innervation des m. rectus medialis des linken Auges ebenfalls um 40 % herabgesetzt werden. Diese Veränderung der Innervation kann in SEE++ im Innervationsverteilungsdialog durchgeführt werden, welcher entweder durch den Menüpunkt "Stammdaten" - "Rechtes Auge" bzw. "Linkes Auge" - "Innervationsverteilung", oder durch den Baum im linken Teil des Programmfensters über den Punkt "Innervationsverteilung" in der Sektion für das rechte bzw. linke Auge aufgerufen wird.
Als erstes wird die Innervation für den m. rectus lateralis (Abducens) des rechten Auges geändert, indem man den Innervationsverteilungsdialog, wie gerade beschrieben, aufruft. Im Dialog ändert man dann die Innervation für den m. rectus lateralis von 100 % auf 40 %, so wie dieses Bild zeigt:
Nachdem der Innervationsverteilungsdialog für das rechte Auge mit einem Klick auf den "OK" Button geschlossen wurde, muss noch die Innervation für den m. rectus medialis des linken Auges reduziert werden. Dazu wird wieder der Innervationsverteilungsdialog (diesmal jedoch der für das linke Auge) verwendet, in dem dann die Änderung der Innervation für den m. rectus medialis (Oculo/RM) von 100 % auf 40 % entsprechend dem folgenden Bild durchgeführt wird:
Nach einem Klick auf den "OK" Button kann man sich nun das Hess-Diagramm berechnen lassen, welches die Änderung im Innervationsverteilungsdialog sofort berücksichtigt. Standardmäßig wird das Hess-Diagramm für das linke Auge bei Rechts-Fixation im Diagramm-Fenster 1 angezeigt. Nachdem die Berechnung des Hess-Diagramms erfolgreich abgeschlossen wurde sieht man folgendes:
Um das zweite Hess-Diagramm für das rechte Auge bei Links-Fixation anzuzeigen, genügt ein Klick auf das Menü "Ansicht" - "Diagramm-Fenster 2". Im nun eingeblendeten Diagramm-Fenster 2 wird standardmäßig das Hess-Diagramm für das rechte Auge bei Links-Fixation angezeigt. Sollte dies nicht der Fall sein, dann klicken sie mit der rechten Maustaste in eines der Diagramm-Fenster und wählen sie in dem Menü das gewünschte Diagramm aus, indem sie es mit der linken Maustaste anklicken. Wenn man nun die Größe der beiden Diagramme entsprechend anpasst, indem man mit der Maus auf die Trennlinie zwischen den Diagrammen klickt und sie mit der gedrückten linken Maustaste verschiebt, so erhält man folgendes Bild:
Aus den Hess-Diagrammen bei Rechts- und Links-Fixation ist das nicht mehr vorhandene rechte Blickfeld deutlich erkennbar (fehlende konjugierte Blickbewegung nach rechts). Anhand der Ergebnisse der Simulation, die in den Hess-Diagrammen dargestellt werden, kann die Simulation der supranukleären Augenbewegungsstörung als abgeschlossen angesehen werden.
Operative Korrektur
Um das nach links verlagerte Blickfeld beider Augen besser nützen zu können und wenn eine Kopfzwangshaltung (Rechts-Drehung) eingenommen wird, soll der Versuch einer (unvollständigen) Kestenbaum'schen Operation gemacht werden. Das auf Grund der Rechtsblicklähmung nach links verlagerte Blickfeld beider Augen soll in die Primärposition verlagert werden. Dazu müssen beide Augen nach rechts "operiert" werden, das heißt am rechten Auge muss der m. rectus lateralis gestärkt werden, umgekehrt am linken Auge muss der m. rectus medialis gestärkt werden.
Als erstes soll der m. rectus lateralis des rechten Auges gefaltet werden. Um in SEE++ einen Muskel zu falten wird der Dialog "Textuell Operieren" verwendet, der mit dem Menüpunkt "Operationen" - "Textuell Operieren" aufgerufen wird. Nachdem der Dialog geöffnet wurde, werden zunächst das gewünschte Auge und der gewünschte Muskel ausgewählt, in diesem Fall das rechte Auge und der m. rectus lateralis. Nun wird eine Faltung des gewählten Muskels von 5 mm durchgeführt indem im Feld "Faltung (mm)" der entsprechende Wert eingetragen wird. Das folgende Bild zeigt den Dialog mit der eingetragenen Faltung:
Mit einem Klick auf "Aktualisieren" wird die eingetragene Faltung übernommen ohne den Dialog zu schließen. Als nächstes wird nun der m. rectus medialis des linken Auges ebenfalls gefaltet. Dazu wird das linke Auge sowie der m. rectus medialis im Dialog ausgewählt und die Faltung von 5 mm im Feld "Faltung (mm)" eingetragen. Das nachfolgende Bild zeigt den Dialog:
Nach dem Klicken des "OK" Buttons sind somit beide Muskeln um 5 mm gefaltet und der Dialog wird geschlossen. Nun führt das Programm eine Berechnung der beiden Hess-Diagramme durch und wenn die Berechnung fertig gestellt ist ergibt sich folgendes Bild:
Wenn man sich nun die beiden Hess-Diagramme ansieht, so kann man erkennen, dass das Ziel der operativen Korrektur im Sinne der angenommenen Pathologie erreicht wurde.