Abduzensparese

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Für das erste Beispiel soll eine Abduzensparese am rechten Auge simuliert werden. Die Abduzensparese ist eine inkomitante Schielform, das heißt der Schielwinkel nimmt in die Hauptfunktionsrichtung des betroffenen Muskels - m. rectus lateralis - in Richtung Abduktion zu. Klinisch zeigt der Patient zunehmend Doppelbilder (ungekreuzt) in Richtung Abduktion, also bei Rechtsblick. Mögliche Ursachen für das Auftreten einer Abduzensparese sind zum Beispiel Traumata des peripheren Nerven (das ist der gesamte Nerv exklusive dem Kern) ausgelöst unter anderem durch eine Schädelbasisfraktur. Dadurch kann eine Schädigung des Nervs in seinem Verlauf vom Kerngebiet weg (im Hirnstamm) bis zur Insertion hin statt finden. Bei einer Schädigung direkt im Bereich des Kerngebiets besteht die Möglichkeit, dass auch die in der Nachbarschaft liegenden Interneurone (Verbindungen vom Kern des Nervus Abducens zum konjugierten Muskel der anderen Seite à m. rectus medialis) verletzt werden. Dieser Fall soll in diesem Beispiel nicht angenommen werden.

 

 

Simulation der Pathologie

In Folge der Nervenschädigung wird die kontraktile Kraft des Muskels vermindert. Dies soll die Grundlage für die Simulation darstellen.

Als erster Schritt wird ein neuer Patient angelegt. Dazu dient der Menüpunkt "Patient" - "Neuer Patient", welcher folgenden Dialog anzeigt:

 

 

In diesem Dialog können Daten über den Patienten eingegeben werden. Nach dem Klicken auf den "OK" Button ist der neue Patient angelegt und es kann mit der Simulation begonnen werden.

Um die Abduzensparese erfolgreich simulieren zu können, muss die aktive Kraft des m. rectus lateralis des rechten Auges vermindert werden. Diese Kraftverminderung kann in SEE++ im Muskeldaten-Dialog durchgeführt werden, welcher entweder durch den Menüpunkt "Stammdaten" - "Rechtes Auge" - "Muskeln", oder durch den Baum im linken Teil des Programmfensters über den Punkt "Muskeldaten" in der Sektion für das rechte Auge aufgerufen wird. In dem erscheinenden Fenster gibt es jetzt im oberen Bereich mehrere "Karteikarten", nämlich eine mit allgemeinen Parametern und eine für jeden Muskel. Durch einen Klick auf die Karteikarte "Rectus Lateralis" sieht der Dialog nun so aus:

 

 

In dem Feld "Aktive Kraft" kann jetzt der Muskel geschwächt werden indem statt 1 %/100 dort 0.5 %/100 eingetragen wird und der Dialog mit einem Klick auf "OK" geschlossen wird.

Nun wird das Hess-Diagramm neu berechnet, welches die Änderung im Muskeldaten-Dialog sofort berücksichtigt. Standardmäßig wird das Hess-Diagramm für das linke Auge bei Rechts-Fixation im Diagramm-Fenster 1 angezeigt. Nachdem die Berechnung des Hess-Diagramms erfolgreich abgeschlossen wurde sieht man folgendes:

 

 

In dem berechneten Hess-Diagramm sieht man nun deutlich die überschießende Reaktion des folgenden linken Auges bei Rechts-Fixation in die Adduktion. Um das zweite Hess-Diagramm für das rechte Auge bei Links-Fixation anzuzeigen, genügt ein Klick auf das Menü "Ansicht" - "Diagramm-Fenster 2". Im nun eingeblendeten  Diagramm-Fenster 2 wird standardmäßig das Hess-Diagramm für das rechte Auge bei Links-Fixation angezeigt. Sollte dies nicht der Fall sein, dann klicken sie mit der rechten Maustaste in eines der Diagramm-Fenster und wählen sie in dem Menü das gewünschte Diagramm aus, indem sie es mit der linken Maustaste anklicken. Wenn man nun die Größe der beiden Diagramme entsprechend anpasst, indem man mit der Maus auf die Trennlinie zwischen den Diagrammen klickt und sie mit der gedrückten linken Maustaste verschiebt, so erhält man folgendes Bild:

 

 

Im Hess-Diagramm für das rechte Auge bei Links-Fixation sieht man nun deutlich eine Einschränkung der Abduktion des rechten Auges. Anhand der Ergebnisse der Simulation, die in den Hess-Diagrammen dargestellt werden, kann die Simulation der Abduzensparese als abgeschlossen angesehen werden.

 

 

Operative Korrektur

Für die operative Korrektur der simulierten Abduzensparese ist eine Stärkung des paretischen Muskels notwendig. Die Operation erfolgt durch Verkürzung (Resektion) des betroffenen m. rectus lateralis. Bei einer Resektion wird die Insertion eines Muskels vom Bulbus abgetrennt, ein Stück der Sehne wird abgeschnitten und anschließend wird der somit verkürzte Muskel wieder an der selben Stelle am Bulbus fixiert. Um in SEE++ einen Muskel zu verkürzen wird der Dialog "Textuell Operieren" verwendet, der mit dem Menüpunkt "Operationen" - "Textuell Operieren" aufgerufen wird. Nachdem der Dialog geöffnet wurde, werden zunächst das gewünschte Auge und der gewünschte Muskel ausgewählt, in diesem Fall das rechte Auge und der m. rectus lateralis. Nun wird eine Resektion des gewählten Muskels von 3 mm durchgeführt indem im Feld "Resektion (mm)" der entsprechende Wert eingetragen wird. Das folgende Bild zeigt den Dialog mit der eingetragenen Resektion:

 

 

Nachdem der Dialog mit einem Klick auf den Button "OK" geschlossen wurde, führt das Programm eine Neuberechnung der beiden Hess-Diagramme durch. Ist die Berechnung fertig gestellt, so ergibt sich folgendes Bild:

 

 

Wenn man sich nun die beiden Hess-Diagramme ansieht, so kann man erkennen, dass das Ziel der operativen Korrektur, nämlich die doppelbildfreie Zone in die Primärposition zu bekommen, ohne dabei wesentlich die Adduktion zu Schwächen, erreicht wurde. Eine vollständige "Heilung" der Parese durch Änderung der innervationellen Komponente im Modell ist klinisch allerdings nicht möglich, da ein operativer Eingriff an der Innervation des Muskels nichts verändern kann.